Gastgeber der Maechtigen by Jürgen Dunsch;Klaus Schwab
Autor:Jürgen Dunsch;Klaus Schwab [Schwab, Jürgen Dunsch;Klaus]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: FinanzBuch Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH
veröffentlicht: 2016-11-28T23:00:00+00:00
Wo Licht, da ist auch Schatten
Auf den ersten Blick vermittelt die Geschichte des World Economic Forum den Eindruck eines stetigen Aufstiegs. Wenn man genauer hinschaut, entdeckt man aber auch Pleiten, Pech und Pannen. Kurz sei an die Schwierigkeiten nach dem Auftaktmeeting in Davos erinnert. Schwab nahm damals zur Sicherung des Fortbestands seiner Gründung sogar einen Kredit bei der Graubündner Kantonalbank auf.176 Von da an hat sich das Rad aber wie geschmiert gedreht. Allein bis 1978 verdoppelte sich der Umsatz des Auftaktmeetings von zwei auf vier Millionen Franken. Davos entwickelte sich zum Lockstoff für all jene Entscheidungsträger, die in Globalisierungsfragen mitreden wollen.
Schon nach wenigen Jahren zählt Davos mehr als 800 Teilnehmer. Da bleiben Fehlentwicklungen nicht aus. Die Zahl derjenigen, deren Namen sich später mit Missgriffen und Abstürzen, ja mit politischen und wirtschaftlichen Affären verbinden, ist beachtlich. Nur fünf Beispiele, die besonders ins Auge stechen. Der Strategische Partner des WEF Lehman Brothers mit seinem Boss Richard Fuld, bekannt als »Gorilla von der Wall Street«, ging in der Finanzkrise 2008 unter. Der deutsche Elektrokonzern Siemens, ebenfalls ein Strategischer Partner, wird zwischen 2006 und 2008 von einem Korruptionsskandal bis ins Mark getroffen, in der jüngeren Zeit Volkswagen von der »Diesel-Affäre«. Und 2005 amtiert ein Manager als Mit-Vorsitzender der Konferenz, der der Öffentlichkeit in Europa als ein Inbegriff des »Abzockers« in Erinnerung bleiben sollte: Daniel Vasella, langjähriger Herrscher über den Pharmakonzern Novartis in Basel. Jahre zuvor war schon Percy Barnevik als Chief Executive des Elektrokonzerns ABB da, der sich einen ähnlichen Ruf wegen seiner exorbitanten Pensionsgelder erwarb, ehe er sich später eines Besseren besann und aus dem Füllhorn einen Teil zurückzahlte.
Es ziehen eben nicht nur Heilige in die Berge. Für solche Negativ-Schlagzeilen kann Schwab nichts. Seine eigenen Rückschläge sind zunächst vergleichsweise geringfügiger Natur. Sie hängen mit kommerziellen Aktivitäten zusammen, die er zur vermeintlichen Absicherung seiner Organisation (und gewiss auch begründet in seiner Technikbegeisterung) initiiert hatte. Das 1987 gestartete Magazin World Link sollte ein Band zu den wichtigsten Entscheidungsträgern in der Welt knüpfen. Zwei Jahre lang erscheint es wöchentlich, danach nur noch alle zwei Monate. 2003 ersetzt das Management in Cologny World Link durch die jährlich herausgegebene Global Agenda. Aber auch diese Publikation wird nach drei Jahren eingestellt.177 1988 schmiedet Klaus Schwab ein Bündnis mit dem Europa-Ableger der Digital Equipment Corporation (DEC). Geplant ist eine »digitale Community« für 35.000 Top-Manager rund um den Globus. Offensichtlich war Schwab seiner Zeit voraus. Jedenfalls entpuppen sich die elektronischen Übertragungskosten als zu hoch. Hinzu kommt die wirtschaftliche Schwäche des Industriepartners. Das Projekt namens »Worldlink Electronic Community« überlebt die Test-Phase nicht.178
Ernster wird es im Jahr 2000. Der Dotcom-Boom an den Börsen ist noch nicht geplatzt, alle Träume scheinen möglich. Am 27. Januar, dem ersten Tag des Jahrestreffens in Davos, erscheint im Wall Street Journal Europe ein langer Artikel, in dem eine Vermengung privater Interessen Schwabs mit denen des Forums suggeriert wird.179 Klar, dass im Kongresszentrum eifrig getuschelt wird. Zwar räumen die Autoren ein, es gebe keine Anzeichen für Gesetzesverstöße durch das Forum oder seinen Gründer, aber die Zweifel an seinem Ruf sind gesät.
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